Diabetische Fussulzera behandeln

Behandlung diabetischer Fusswunden

Behandlung diabetischer Fusswunden

Bei ungefähr jedem Vierten Diabetiker entwickelt sich das diabetische Fusssyndrom. Dabei handelt es sich um eine der schwersten Langzeitkomplikationen des Diabetes, die oft schlecht heilende Geschwüre (Ulcera) an den Füssen zur Folge hat. Werden diese nicht rechtzeitig behandelt, können sich ernste Komplikationen entwickeln, die eine Amputation erforderlich machen können.

Frühzeitige Behandlung ist das A & O

Aufgrund der langfristig erhöhten Blutzuckerwerte kommt es bei vielen Diabetikern zu Schäden an Nerven und Gefässen. Diese führen dazu, dass die Füsse sehr anfällig für Verletzungen werden und Wunden nur schlecht heilen. Eine winzige Druckstelle oder ein feiner Einriss in der Haut kann sich dann leicht zu einem tiefen, infizierten Geschwür (Ulkus) entwickeln. Daher ist es wichtig, dass möglichst frühzeitig mit einer geeigneten medizinischen Behandlung begonnen wird.

Gut zu wissen:

Durch eine geeignete Behandlung von diabetischen Geschwüren am Fuss kann die Häufigkeit von Amputationen um mehr als die Hälfte gesenkt werden.1

Welche Behandlungsmassnahmen im Einzelfall erforderlich sind, hängt unter anderem davon ab, wie tief die Wunde ist und ob bereits Gewebe abgestorben ist. Die letzte Massnahme ist immer die Amputation von einzelnen Zehen oder Teilen des Fusses. Um das zu vermeiden, sollten Betroffene schon bei kleinsten Auffälligkeiten an den Füssen einen Arzt zurate ziehen.

Diabetisches Fusssyndrom Ursachen

Grundbedingungen für die Entstehung:

  • Nervenschäden in den Beinen
  • Durchblutungsstörungen in den Beinen
  • Wundheilungsstörungen
  • Geschwächte Abwehr

Diabetischer Fussulkus: Behandlung im Überblick

Diabetische Fussulzera werden auf Basis der folgenden Grundprinzipien behandelt:

  • Abgestorbenes oder infiziertes Gewebe entfernen (Débridement): Oberflächliche Wundbeläge oder infiziertes Gewebe werden abgetragen und die Wunde zum Beispiel mithilfe bestimmter Enzyme gereinigt. Ziel ist es, den Wundgrund für die nachfolgenden Behandlungsmassnahmen optimal vorzubereiten und damit die Abheilung zu fördern.
  • Infektionen behandeln: Liegt eine bakterielle Infektion der Wunde vor, verordnen Ärzte (in der Regel) Antibiotika.
  • Stadiengerechte lokale Wundbehandlung: Spezielle Wundauflagen sollen die Abheilung unterstützen. Bei jedem Verbandswechsel sollte die Wundoberfläche fachgerecht gereinigt werden („Wundtoilette“).
  • Druckentlastung der betroffenen Stellen: Eine konsequente Druckentlastung des betroffenen Bereichs gilt als wichtige Grundvoraussetzung für die Heilung von Fusswunden bei Diabetikern. Um das zu gewährleisten, können neben sogenannten Entlastungsschuhen auch Gehstützen oder ein Rollstuhl zum Einsatz kommen. Auch eine Ruhigstellung durch einen Gips oder Bettruhe kommen infrage.

Eine ausreichende Durchblutung und Sauerstoffversorgung im Bereich der Beine ist eine weitere Grundvoraussetzung dafür, dass Fusswunden bei Diabetikern abheilen können. Wenn Engstellen in den Gefässen der Beine die Durchblutung beeinträchtigen und infolgedessen auch die Wundheilung gestört wird, können deshalb gefässchirurgische Eingriffe erforderlich sein.

Eine Amputation einzelner Zehen, eines Fussteils oder Teilen des Beins ist die letzte Massnahme, wenn zum Beispiel schwere Infektionen nicht in den Griff zu bekommen sind oder bereits viel Gewebe abgestorben ist.

Blutzuckerwerte & Co.: Basistherapie

Damit die genannten Behandlungsmassnahmen gut greifen können, ist eine gute Einstellung des Blutzuckerspiegels unerlässlich. Auf diese Weise kann nicht nur einem Fortschreiten der diabetischen Nervenschädigungen vorgebeugt werden, die eine zentrale Ursache der Fussprobleme darstellen. Auch die Wundheilung wird positiv beeinflusst.

Wichtige Massnahmen im Rahmen der Basistherapie sind:

  • Optimierung der Blutzuckerwerte
  • Behandlung von Begleiterkrankungen (z. B. Gefässschäden bzw. Durchblutungsstörungen)
  • Vermeidung von Risikofaktoren (z. B. Rauchen, Alkohol)
  • Regelmässige Kontrolluntersuchungen durch den behandelnden Arzt
  • Patientenschulungen

Häufige Auslöser von Fussverletzungen bei Diabetes

Ungeeignetes Schuhwerk oder Steinchen…
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Ungeeignetes Schuhwerk oder Steinchen im Schuh

Verbrennungen (Wärmflasche, Heizdecke,…
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Verbrennungen (Wärmflasche, Heizdecke, zu heisses Badewasser)

Falsche Fuss- oder Nagelpflege
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Falsche Fuss- oder Nagelpflege

Socken & Strümpfe: Zu enge Bündchen…
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Socken & Strümpfe: Zu enge Bündchen oder Nähte

Diabetischer Fuss Mögliche Anzeichen

Folgende Veränderungen an den Füssen können Anzeichen sein:

  • Kribbeln (Ameisenlaufen)
  • Brennen
  • Taubheitsgefühl
  • Verringerte Schmerzempfindlichkeit
  • Verringerte Temperaturempfindlichkeit
  • Zunehmend trockene Haut
  • Kalte Füsse
  • Unsicherer Gang (Gehen wie auf Watte)

Tipps zur Vorbeugung

Das A & O: Ein gut eingestellter Blutzuckerspiegel
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Das A & O: Ein gut eingestellter Blutzuckerspiegel

Der diabetische Fuss ist eine schwere Langzeitkomplikation bei Patienten mit Diabetes. Einer der wichtigsten Risikofaktoren ist ein über Jahre hinweg erhöhter Blutzuckerspiegel. Denn so kann es zu schweren Schäden an den Nerven und Blutgefässen in den Füssen und Unterschenkeln kommen. In der Folge entwickeln sich dann leicht ernste Fussprobleme wie etwa schlecht heilende Geschwüre. Umso wichtiger ist es, dass der Blutzuckerspiegel gut eingestellt ist. Auch der Blutdruck und die Blutfettwerte müssen regelmässig kontrolliert werden. Deshalb sind auch die Routine-Untersuchungen beim Arzt so wichtig.

Alarmsignal: Kribbeln in den Beinen
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Alarmsignal: Kribbeln in den Beinen

Menschen mit Diabetes sollten die typischen Alarmsignale ernst nehmen: Denn ein unangenehmes Brennen und Kribbeln in den Beinen („Ameisenlaufen“) ist häufig ein Anzeichen dafür, dass die Nerven bereits geschädigt sind und eine sogenannte „diabetische Neuropathie“ besteht.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Ihre Beschwerden.

Gut zu wissen:

Der Arzt prüft in der Regel einmal pro Jahr mit einer speziellen Stimmgabel das Ausmass der Nervenschädigungen und die Berührungsempfindlichkeit der Füsse. Das Wärme- und Temperaturempfinden lässt sich aber auch zu Hause kontrollieren - mit einem speziellen Stift aus der Apotheke.

Tägliche Selbstkontrolle
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Tägliche Selbstkontrolle

Behalten Sie die Gesundheit Ihrer Füsse im Auge: Nehmen Sie sich jeden Tag die Zeit und kontrollieren Sie Ihre Füsse gründlich auf Veränderungen.

  • Achten Sie dabei darauf, dass Sie gutes Licht haben und verwenden Sie einen Spiegel, um auch die Fusssohle genau begutachten zu können.
  • Vergessen Sie nicht, auch zwischen den Zehen nachzusehen.
  • Falls Sie beispielsweise Blasen, Druckstellen, Hornhautschwielen, Einrisse, Schwellungen, rote Stellen oder Anzeichen für Fuss- oder Nagelpilz entdecken, sollten Sie sich sofort mit Ihrem Arzt in Verbindung setzen.
  • Auch Hühneraugen, Warzen und eingewachsene Zehennägel sind Anlass für einen Arztbesuch und sollten auf keinen Fall in Eigenregie behandelt werden.
Wichtig:Wichtig:

Im Alter ist man oft nicht mehr so beweglich und auch das Sehvermögen lässt nach. Wenn Sie selbst Ihre Füsse nicht mehr gründlich genug kontrollieren können, sollten Sie unbedingt jemanden um Hilfe bitten.

Fussverletzungen vermeiden
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Fussverletzungen vermeiden

Diabetische Nervenschäden führen auch dazu, dass Betroffene kaum oder gar keine Schmerzen in den Füssen empfinden. Damit entfällt ein wichtiges natürliches Warnsignal: Druckstellen durch unpassendes Schuhwerk, Verbrennungen durch eine heisse Wärmflasche oder Verletzungen bei der Fusspflege werden oft nicht wahrgenommen. Das Gefühl für die Füsse geht im wahrsten Sinne des Wortes verloren. Schützen Sie deshalb Ihre Füsse vor Verletzungen. Das heisst konkret:

  • Achten Sie darauf, dass Ihre Schuhe Ihnen wirklich gut passen! Zu enge Schuhe oder raue Nähte sind die häufigsten Auslöser von diabetischen Fusswunden. Mehr erfahren
  • Prüfen Sie vor dem Anziehen der Schuhe mit der Hand, ob ein Steinchen im Schuh oder eine raue Stelle tastbar ist, die gefährlich werden könnte.
  • Gehen Sie niemals barfuss, auch nicht in der Wohnung. Tragen Sie in der Wohnung bequeme Hausschuhe und im Schwimmbad oder am Strand Badeschuhe.
  • Tragen Sie Strümpfe und Socken, die keine einschnürenden Bündchen haben.
  • Verzichten Sie auf Wärmflaschen im Bett und Heizkissen.
  • Verwenden Sie keine ätzenden Hühneraugenpräparate oder Desinfektionsmittel.
  • Gehen Sie bei Auffälligkeiten möglichst rasch zum Arzt.
Die richtige Fusspflege
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Die richtige Fusspflege

Menschen mit Diabetes sollten ganz besonders auf eine sorgfältige Fusspflege achten. Das gilt vor allem, wenn sich bereits Nervenschäden in den Beinen entwickelt haben. Denn dann können ein zu lang gewachsener Nagel oder eine Hornhautschwiele rasch zum ernsten Problem werden, ohne dass die Betroffenen es überhaupt bemerken: Der Nagel kann den benachbarten Zeh leicht verletzen und Risse in der Hornhaut stellen eine Eintrittspforte für Keime dar. Grundsätzlich gilt: Scharfe oder spitze Gegenstände wie Schere, Knipser oder Zange sind tabu – zu gross ist das Risiko für Verletzungen.

Die besten Tipps zur diabetischen Fusspflege

Fussgymnastik fördert die Durchblutung
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Fussgymnastik fördert die Durchblutung

Bei vielen Diabetikern ist die Durchblutung der Füsse gestört. Wer seine Füsse täglich mit geeigneten Übungen trainiert, fördert den Blutfluss und kann auf diese Weise einen Beitrag zur Vorbeugung leisten. Keine Sorge, für Ihre tägliche Fussgymnastik müssen Sie nicht gleich ins Fitness-Studio gehen – sie können einfach zu Hause trainieren. Grundsätzlich gilt: Falls Schmerzen auftreten, sollten Sie sofort abbrechen und Ihren behandelnden Arzt kontaktieren.

Geeignete Übungen für die Füsse finden Sie hier.

Ein gesunder Lebensstil
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Ein gesunder Lebensstil

Keine Frage: Wer nicht raucht, sich viel bewegt und auf eine gesunde Ernährung achtet, tut viel für seine Gesundheit. Bei Diabetes ist ein gesunder Lebensstil besonders wichtig, um den möglichen Folgeschäden der Erkrankung – zu denen auch der diabetische Fuss zählt – vorzubeugen. Speziell das Rauchen schadet den Gefässen und kann so (auch) Durchblutungsstörungen in den Beinen nach sich ziehen. Diese gelten neben Nervenschäden als zweite wichtige Ursache für die Entwicklung von diabetischen Fussproblemen.

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1 Morbach S et al. Diabetisches Fusssyndrom… Diabetologie 2016; 11 (Suppl 2): S150–S158.