Atopisches Ekzem: Behandlung

Neurodermitis bei Babys und Kindern behandeln

Behandlung

Der ständige Juckreiz ist für die kleinen Patienten häufig kaum zu ertragen. Doch wie lässt sich die Haut besänftigen? Warum ist die konsequente Hautpflege so wichtig? Wissenswertes rund um die Behandlung von Neurodermitis bei Kindern finden Sie hier.

Behandlung von Neurodermitis bei Kindern: Überblick

Neurodermitis lässt sich nicht heilen. Der Zustand der Haut lässt sich jedoch häufig durch eine konsequente Hautpflege verbessern, die ein wesentlicher Bestandteil der sogenannten Basistherapie ist. Neue Ekzemschübe sollten möglichst frühzeitig mit entzündungshemmenden Salben behandelt werden.

Basistherapie: Umfasst die kontinuierliche Hautpflege und verschiedene weitere nicht-medikamentöse Massnahmen. Wichtig: Die Basistherapie soll auch in beschwerdefreien Phasen erfolgen.

Ekzem-Therapie: Zur Behandlung akuter Krankheitsschübe kommen entzündungshemmende Wirkstoffe zum Einsatz.

Gut zu wissen:

Bei etwa 60 Prozent der Betroffenen verschwinden die Symptome bis zum frühen Erwachsenenalter von selbst. Für kleine Neurodermitis-Patienten und ihre Eltern besteht also durchaus Anlass zur Hoffnung, dass sich die Hauterkrankung „auswächst“.

Symptome bei Neurodermitis

Trockene und empfindliche Haut
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Trockene und empfindliche Haut

Oft quälender Juckreiz
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Oft quälender Juckreiz

Gerötete Haut, Bläschen
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Gerötete Haut, Bläschen

Schuppende, nässende Stellen
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Schuppende, nässende Stellen

Die Basistherapie: Pflege und Schutz – Tag für Tag

Auch in Zeiten, in denen die Neurodermitis-Haut gesund erscheint, braucht sie intensive Pflege und Schutz. Die folgenden Massnahmen der Basistherapie können helfen, akute Krankheitsschübe zu vermeiden.

Ölbäder oder Ölduschen: Zur Reinigung der Haut werden bei jüngeren Kindern tägliche lauwarme Bäder mit einem Ölzusatz empfohlen. Bei älteren Kindern können Ölduschen oder spezielle Syndets verwendet werden. Auf diese Weise lassen sich reizende oder allergieauslösende Stoffe auf der Haut entfernen. Bei bakteriell besiedelten Ekzemen kann zusätzlich die Anwendung von antiseptischen Waschlotionen sinnvoll sein, die für die Behandlung von Neurodermitis geeignet sind.

Tägliches Eincremen: Der Haut von Neurodermitis-Patienten mangelt es an Feuchtigkeit und Hautfetten. Durch tägliches Eincremen wird die trockene Haut mit Feuchtigkeit versorgt und die geschwächte Hautbarriere wird stabilisiert. Dabei handelt es sich um ein wichtiges Therapieprinzip bei Neurodermitis, denn so wird die Haut widerstandsfähiger gegen Reizungen. Die Auswahl der Hautpflege soll an den aktuellen Hautzustand angepasst sein. Dies kann auch bedeuten, dass für verschiedene Hautstellen unterschiedliche Pflegeprodukte erforderlich sind.

  • Bei trockener Haut ist eine Creme mit hohem Fettanteil gut geeignet. Bei entzündeter Haut sind feuchtigkeitsspendende Öl-in-Wasser-Emulsionen besser.
  • Die Pflegeprodukte sollten am besten speziell für Neurodermitis geeignet sein: Reizstoffe wie Duft- und Konservierungsmittel dürfen nicht enthalten sein.
  • Sogenannte Emollienzien werden für die Hautpflege bei Neurodermitis empfohlen: Sie enthalten meist ein Feuchthaltemittel wie Glycerin oder Harnstoff (nur bei älteren Kindern geeignet) und filmbildende Bestandteile wie Vaseline oder Paraffin. Vorsicht: Produkte mit hohem Harnstoffgehalt können die Haut von Kindern reizen. Fragen Sie im Zweifelsfall den Kinderarzt oder Dermatologen um Rat.
  • Direkt nach dem Duschen oder Baden werden die Inhaltsstoffe von Pflegeprodukten am besten von der Haut aufgenommen.

Provokationsfaktoren meiden: Eine falsche Reinigung der Haut, mechanische Reizungen und Stress zählen zu den Einflüssen, die akute Neurodermitis-Schübe auslösen oder verschlimmern können. Bei manchen Kindern kann auch der Kontakt mit Pollen, Tierhaaren oder Lebensmittelallergenen das Hautbild verschlechtern. Ziel sollte es sein, die bekannten Provokationsfaktoren zu meiden bzw. so gut wie möglich zu reduzieren. Mehr erfahren

Kratzen vermeiden: Der Juckreiz bei Neurodermitis ist oft unerträglich – gerade für Kinder und ihre Eltern stellt er eine grosse Belastung dar und stört zudem oft den Schlaf. Durch Kratzen wird die ohnehin schon belastete Haut zusätzlich gereizt und der Juckreiz wird oft noch verstärkt. Doch was hilft bei Juckreiz? Grundsätzlich ist die tägliche Hautpflege wichtig, um die Haut mit ausreichend Feuchtigkeit zu versorgen. Denn trockene Haut juckt und brennt und kann Entzündungen hervorrufen. Folgende SOS-Tipps haben sich bei Juckreiz bewährt:

  • Kühlen und pflegen: Kühlende Cremes und feuchtigkeitsspendende Lotionen können den Juckreiz lindern. Bewahren Sie am besten eine Tube im Kühlschrank auf. Kühle Wickel, Auflagen oder Kühlelemente aus der Apotheke sind ebenfalls hilfreich.
  • Kneifen statt Kratzen: Oft verschafft das Kneifen oder Klopfen der betroffenen Stelle Erleichterung.
  • „Kratzklötzchen“: Einen kleinen Holzklotz rundherum mit Fensterleder bekleben und dann zum „hautfreundlichen“ Kratzen verwenden.
  • Ablenken: Ein gemeinsames Spiel mit den Eltern oder ein Anruf bei einem Freund oder einer Freundin können etwas Ablenkung bieten. Ältere Kinder können auch Entspannungsmethoden nutzen, um die Aufmerksamkeit vom Juckreiz wegzulenken.
  • Kratzschutz für nachts: Im Schlaf kratzen sich viele Kinder unbewusst. Das Tragen dünner Stoffhandschuhe kann helfen, nächtliches Kratzen zu vermeiden.

Grundsätzlich sollten Sie darauf achten, dass die Fingernägel ihres Kindes immer sauber, kurz und rund geschnitten sind.

Gut zu wissen:

Eltern von betroffenen Kindern wird die Teilnahme an einer Neurodermitis-Schulung empfohlen. Ältere Kinder profitieren ebenfalls davon, wenn sie gut über ihre Erkrankung und die Behandlung Bescheid wissen.

Ekzem-Therapie: Behandlung akuter Neurodermitis-Schübe

Bei akuten Neurodermitis-Schüben wird die Basistherapie durch eine spezielle Behandlung ergänzt, die Entzündung und Juckreiz lindern soll.

Meist werden kurzzeitig niedrig dosierte Kortison-Salben verwendet, die einmal täglich auf die betroffenen Hautareale aufgetragen werden. Wichtig ist dabei, dass die verwendeten Wirkstoffe und Wirkstärken sowie die Dauer der Anwendung altersgemäss sind. Bei leichten Ekzemen können auch mildere antientzündliche Substanzen wie Zink oder Schieferöl probiert werden.

Kortison-Salben sollten relativ zügig wieder „ausgeschlichen“ werden. Das bedeutet, dass die Dosierung und/oder Anwendungshäufigkeit nach einiger Zeit langsam reduziert werden. Daher wird die Therapie oft nach einiger Zeit durch Salben mit anderen Wirkstoffen, sogenannten Calcineurin-Inhibitoren, ergänzt. Diese kommen statt der Kortison-Salben grundsätzlich an empfindlichen Stellen zum Einsatz, zu denen zum Beispiel Kopfhaut, Gesicht, Hals sowie Achselhöhle und Leistenregion zählen.

Die vier Säulen der Neurodermitis-Behandlung

  • Auslöser identifizieren und meiden
  • Konsequente Hautpflege
  • Bei akuten Schüben: Antientzündliche Mittel
  • Patientenschulung

Bei bakteriellen Infektionen kann eine Hautdesinfektion mittels spezieller Bäder oder eine kurzzeitige Antibiotika-Behandlung erforderlich sein.

Hätten Sie's gewusst

Neurodermitis zählt zu den häufigsten entzündlichen Hauterkrankungen im Kindesalter.

Bei Neurodermitis ist die Barrierefunktion der Haut gestört. Das hat zur Folge, dass die Haut sehr trocken ist und ausgesprochen empfindlich reagiert. Mehr erfahren

Bei etwa zwei Dritteln der betroffenen Kindern verschwinden die Symptome bis zum Erwachsenenalter – es bestehen also gute Chancen, dass sich die Neurodermitis „auswächst“.

Milchschorf bei Babys kann ein erstes Anzeichen für eine Neurodermitis sein. Mehr erfahren

Hautrisse (Rhagaden) an den Ohrläppchen oder Mundwinkeln zählen zu den sogenannten Minimalvarianten der Neurodermitis.

Bei Neurodermitis ist die Hautflora verändert: Im Vergleich zu gesunder Haut ist die Vielfalt der Mikroorganismen reduziert. Zudem vermehren sich Staphylococcus aureus-Bakterien während akuter Krankheitsschübe oft sehr stark. Mehr erfahren

Schon leichte mechanische Hautreizungen, zum Beispiel durch kratzige Wollpullis oder scheuernde Nähte, können einen akuten Krankheitsschub auslösen.

Eine intensive Hautpflege ist ein grundlegendes Therapieprinzip bei Neurodermitis. Auch in Phasen, in denen die Haut „gesund“ aussieht, ist das tägliche Eincremen wichtig. Mehr erfahren

Je nach Alter der Betroffenen zeigen sich die Hautveränderungen bevorzugt an bestimmten Körperstellen. Ein starker Juckreiz und gerötete Hautstellen zählen zu den typischen Symptomen eines akuten Krankheitsschubs. Mehr erfahren

Neurodermitis tritt häufig in Kombination mit Nahrungsmittelallergien, Heuschnupfen oder Asthma bronchiale auf.

Eine doppelte Unterlid-Falte (Dennie-Morgan-Falte) und sogenannte Glanznägel zählen zu Auffälligkeiten, die bei Neurodermitis häufig vorkommen, aber für sich allein genommen keinen Krankheitswert haben. Mehr erfahren

Weitere Möglichkeiten zur Behandlung

Zusätzlich zu den bereits genannten Therapiemöglichkeiten kommen weitere Massnahmen infrage:

  • Spezielle silberhaltige Unterwäsche kann die Besiedlung der Haut mit Staphylococcus aureus reduzieren und sogar den Hautzustand bei Neurodermitis verbessern. Nachteil: Die Kosten für diese Unterwäsche sind hoch und müssen häufig aus eigener Tasche bezahlt werden.
  • Liegt zusätzlich zur Neurodermitis auch eine Allergie (z. B. Heuschnupfen, allergisches Asthma) vor, kann eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) empfohlen werden.
  • Urlaube oder Rehabilitationsbehandlungen in Regionen mit „hautfreundlichem“ Klima können sich ebenfalls günstig auf das Hautbild auswirken.
  • Bei älteren Kindern können Entspannungsmethoden wie Yoga oder Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson hilfreich sein, um Stress abzubauen, der häufig als Triggerfaktor wirkt.
  • Ggf. kann auch eine psychologische Therapie erwogen werden. Verhaltenstherapeutische Massnahmen können beim Umgang mit Juckreiz hilfreich sein.

Merkmale der Neurodermitis

  • Juckreiz, oft stark ausgeprägt
  • Hauttrockenheit (Xerosis)
  • Gestörte Hautbarriere
  • Veranlagung zu Allergien
  • Gestörte Hautflora (Mikrobiom)

Die Hautflora – ein neuer Ansatzpunkt in der Neurodermitis-Therapie?

Als Hautflora bezeichnet man die Gesamtheit aller Mikroorganismen – vorwiegend Bakterien und Pilze – die auf gesunder Haut siedeln. Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang auch vom Haut-Mikrobiom. Dieses bildet einen wichtigen Schutzschild: Es bewahrt unsere Haut vor Krankheitserregern und anderen schädlichen Umwelteinflüssen.

Dass die Hautflora bei Neurodermitis verändert ist, ist schon länger bekannt. Diese sogenannte Dysbiose zeigt sich dadurch, dass die Vielfalt der auf der Haut siedelnden Bakterien reduziert ist und sich bei akuten Ekzemen vor allem ein Keim vermehrt: Staphylococcus aureus. Dieser kann als Triggerfaktor wirken und bestehende Ekzeme verschlimmern oder neue Krankheitsschübe auslösen. Daher sind antiseptische Massnahmen zur Verringerung der Keimzahl ein möglicher Bestandteil der Neurodermitis-Behandlung.

Als neuartige Therapieansätze bei Neurodermitis könnten sogenannte Probiotika infrage kommen. Dabei handelt es sich um Mikroorganismen, die sich positiv auf unsere Gesundheit auswirken. Als Zusatzbehandlung sollen probiotische Cremes, Lösungen oder Bäder die Hautflora normalisieren, indem die enthaltenen „guten“ Bakterien die „schlechten“ Keime verdrängen. Auf diese Weise soll eine Verbesserung des Hautzustandes und eine Linderung von Symptomen erreicht werden. Eine weitere Möglichkeit bieten Probiotika zum Einnehmen: Sie können günstige Effekte auf die Darmflora haben und sollen auf diesem Wege regulierend auf das Immunsystem bei Neurodermitis-Patienten wirken.

Neurodermitis bei Kindern: Tipps für Eltern

Rituale fürs Eincremen
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Rituale fürs Eincremen

Die tägliche Hautpflege ist das A und O bei Neurodermitis. Doch vor allem kleinere Kinder finden das Eincremen einfach nur doof. Umso wichtiger ist es, dieses Muss kindgerecht zu verpacken: Am besten, Sie greifen zu einer „Zaubersalbe“ und malen Ihrem Kind kleine Kunstwerke aus Creme auf die Haut. Egal ob Herzen, Blumen, Raketen oder Superhelden-Symbole – Hauptsache die Stimmung bleibt gut und die Haut bekommt die Portion Pflege, die sie braucht.

Reizfaktoren meiden
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Reizfaktoren meiden

Die falsche Seife, zu langes Baden oder Schwitzen – viele Einflüsse reizen die empfindliche Neurodermitis-Haut und können erneute Krankheitsschübe auslösen. Wenn Allergien vorliegen, kann der Kontakt mit den individuellen Allergenen – seien es Pollen, Tierhaare oder Hausstaubmilben – ebenfalls den Hautzustand verschlechtern. Damit die Neurodermitis gar nicht erst „aufblüht“, sollten solche Reizfaktoren so gut wie möglich gemieden werden. Mehr über typische Provokationsfaktoren

Kratzklötzchen bauen
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Kratzklötzchen bauen

Kratzen ist Gift für die Haut und kann den Juckreiz noch weiter verstärken. Doch oft ist es für kleine Patienten fast unmöglich, dem Impuls zu kratzen nicht nachzugeben. Abhilfe kann das sogenannte Kratzklötzchen schaffen. Dabei handelt es sich um ein Holzklötzchen, das mit Fensterleder bezogen wird (Anleitungen im Internet). Wenn die Haut wieder einmal so furchtbar juckt, kann sie statt mit den scharfen Fingernägeln mit dem hautschonenden Kratzklötzchen bearbeitet werden.

Die richtige Kleidung wählen
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Die richtige Kleidung wählen

Auch auf die Kleidung kommt es an: Vor allem Wolle kann die empfindliche Haut reizen und regelrechte Kratzattacken auslösen. Ähnliches gilt für scheuernde Nähte oder zu enge Kleidung. Wählen Sie am besten unbehandelte Stoffe mit glatten Fasern und Materialien, in denen die Haut atmen kann. Gut geeignet sind zum Beispiel Baumwolle, Leinen oder auch Seide.

Auch spezielle Silberkleidung kann bei Neurodermitis offenbar hilfreich sein. Dabei handelt es sich um Stoffe mit einer speziellen antibakteriellen Silberbeschichtung. Leider sind solche Kleidungsstücke nicht ganz billig.

Neurodermitis-Schulung
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Neurodermitis-Schulung

Eltern von betroffenen Kindern wird die Teilnahme an einer Neurodermitis-Schulung empfohlen. Da es sich um eine chronische Erkrankung handelt, ist es wichtig, gut über häufige Auslöser und Behandlungsmöglichkeiten informiert zu sein. Dieses Wissen kann dazu beitragen, den Hautzustand positiv zu beeinflussen und akute Schübe zu vermeiden. Doch auch ältere Kinder profitieren von solchen Schulungen und lernen dort oftmals, eigenverantwortlich und selbstbewusst mit ihrer Erkrankung umzugehen.

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