Kribbeln in den Beinen & Fusswunden

Diabetischer Fuss: Symptome

Diabetischer Fuss: Symptome

Beim diabetischen Fusssyndrom, kurz DFS, können vielfältige Symptome auftreten. Sie reichen von einem Taubheitsgefühl in den Beinen und trockener Haut über schlecht heilende Fussgeschwüre und Verformungen des Fussskeletts bis hin zu kalten Füssen und Schmerzen beim Gehen. Die Bandbreite der möglichen Symptome liegt vor allem darin begründet, dass bei einer langjährigen Diabeteserkrankung verschiedene Ursachen zu Fussproblemen führen können.

Diabetischer Fuss: Mögliche Symptome im Überblick

Mit dem Begriff „diabetisches Fusssyndrom“ (DFS) wird ein Komplex von Symptomen im Bereich der Füsse und Unterschenkel bezeichnet, die sich infolge einer Diabeteserkrankung entwickeln können.

Dazu zählen z. B.:

  • Fussverletzungen (Läsionen)
  • Schlecht heilende Geschwüre (Ulzera) mit oder ohne Infektion
  • Schwäche der Fussmuskulatur
  • Verformungen des Fusses bzw. der Zehen (Krallenfuss)
  • Gangrän: Gewebsnekrose, also Absterben von Gewebe durch Mangeldurchblutung.
  • Charcot-Fuss (Diabetische Neuro-Osteoarthropathie, DNOAP): Besonders schwere Form des diabetischen Fusses, bei der es zu Veränderungen des knöchernen Fussskeletts kommt, die von den Betroffenen nicht oder erst spät durch die begleitenden Rötungen, Schwellungen oder Fehlstellungen bemerkt werden.

Das diabetische Fussulkus

Das diabetische Fussulkus ist wohl das bekannteste Symptom des diabetischen Fusses. Es handelt sich um ein schlecht heilendes Geschwür, das sich leicht infizieren und zu ernsten Komplikationen führen und eine Amputation erforderlich machen kann.

Welche Symptome auftreten, hängt von der Ursache ab

Bei einem langjährig bestehenden Diabetes kommt es oft zu Folgeerkrankungen, die die Grundbedingungen dafür bilden, dass sich ein „diabetischer Fuss“ entwickeln kann. Dazu zählen in erster Linie:

  • Schäden an den Nerven in den Beinen (diabetische Neuropathie)
  • Schäden an den Gefässen in den Beinen (diabetische Angiopathie)

Diese Probleme entstehen vor allem dann, wenn der Blutzuckerspiegel über lange Jahre hinweg schlecht eingestellt ist. Je nachdem, welche dieser Ursachen den Fussproblemen zugrunde liegt – also Nervenschädigungen oder Durchblutungsstörungen – unterscheidet man zwei Formen des diabetischen Fusses: Den „neuropathischen Fuss“ und den „ischämischen Fuss“. Sie sind durch unterschiedliche Symptome gekennzeichnet.

Zwei weitere Faktoren kommen erschwerend hinzu: Bei Menschen mit Diabetes heilen Wunden ohnehin schlechter. Zudem ist auch die körpereigene Abwehr nicht so schlagkräftig wie bei Gesunden, sodass sich die Wunden auch besonders leicht vergrössern und schnell infizieren können.

Diabetischer Fuss Grundbedingungen für die Entstehung

Wesentliche Ursachen für die Entwicklung eines diabetischen Fusssyndroms sind:

  • Nervenschädigungen (Neuropathie) und/oder
  • Durchblutungsstörungen (Angiopathie)

…in den Beinen, die sich infolge langfristig erhöhter Blutzuckerwerte entwickeln.

Wundheilungsstörungen und Abwehrschwäche begünstigen die Entwicklung schlecht heilender Wunden und Geschwüre, die sich leicht infizieren können.

Neuropathischer Fuss

Ein neuropathischer Fuss wird durch Nervenschäden in den Beinen hervorgerufen. Diese können sich zum Beispiel durch unangenehmes Kribbeln oder Brennen in den Füssen bemerkbar machen. Auch Taubheitsgefühle und Schmerzen (vor allem nachts und in Ruhe) können auftreten. Die Haut an den Füssen ist aufgrund einer verminderten Schweissproduktion oft sehr trocken. Da die Fussmuskulatur geschwächt ist, kommt es durch Fehlbelastungen der Füsse zu einer übermässigen Hornhautbildung. Ausserdem können Betroffene Schmerzen an den Füssen nicht mehr richtig wahrnehmen – kleine Wunden können sich so unbemerkt zu tiefen Geschwüren entwickeln.

Ursache

Diabetische Neuropathie
d. h. Schädigung der Nerven infolge des Diabetes

Kennzeichen

  • Warme und rosige Füsse
  • Sehr trockene und rissige Haut
  • Minderung des Schmerzempfinden (Hypalgesie)
  • Taubheitsgefühle
  • Stechen und Schmerzen (v. a. nachts und in Ruhe)
  • Kribbeln in den Füssen (Ameisenlaufen)
  • Brennen in den Füssen („Burning Feet“)
  • Reduzierte Sensibilität (Temperatur, Berührung)
  • Reduzierte Schweissproduktion
  • Starke Neigung zu Verhornung der Haut (Schwielenbildung)
  • Geschwächte Fussmuskulatur
  • Fusspulse tastbar

Folgen und Auswirkungen

  • Verletzungen und Druckstellen werden nicht rechtzeitig wahrgenommen
  • Unbehandelte Verletzungen entwickeln sich zu schmerzlosen Fussgeschwüren (Malum perforans), die sich leicht infizieren
  • Infektionen können sich auf Gelenke und Knochen ausbreiten
  • Fussverformungen (z. B. Krallenzehen)
  • Charcot-Fuss (Sonderform, bei der das knöcherne Fussskelett einbricht, ohne dass die Betroffenen es bemerken)

Ischämischer Fuss

Der „ischämische Fuss“ (Ischämie = Mangeldurchblutung) wird durch Durchblutungsstörungen in den Beinen hervorgerufen. Mögliche Anzeichen sind zum Beispiel kalte Füsse. Aber auch Schmerzen beim Gehen, die sich nach Ruhepausen schnell wieder bessern, können auftreten. Dazu kommt es unter anderem, wenn durch eine Arteriosklerose der Beingefässe (medizinisch: periphere arterielle Verschlusskrankheit, pAVK) das Gewebe nicht mehr gut durchblutet und damit nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. In der Folge kommt es auch zu ausgeprägten Wundheilungsstörungen und ganze Gewebebezirke können absterben. Weil Betroffene oft versuchen, ihre häufigen Gehpausen möglichst vor Läden einzulegen und das Ganze wie einen Einkaufsbummel aussehen zu lassen, wird die Erkrankung umgangssprachlich auch „Schaufensterkrankheit“ genannt.

Ursache

Diabetische Angiopathie
d. h. gestörte Durchblutung infolge der Diabetes-Erkrankung

Kennzeichen

  • Kalte, blasse bis bläulich verfärbte Füsse
  • Verletzungen sind schmerzhaft
  • Sensibilität bleibt bestehen
  • Fusspulse nicht tastbar

Folgen und Auswirkungen

  • Es kommt zu einer Minderdurchblutung oder einem vollständigen Ausfall der Durchblutung im Gewebe (Ischämie).
  • Schlecht heilende Wunden
  • Nekrosen (absterbendes Gewebe)
  • Schmerzen beim Gehen, die nach einer Pause schnell zurückgehen (Schaufensterkrankheit)
Gut zu wissen:

Da bei etwa einem Drittel der Diabetiker sowohl Nervenschäden als auch Durchblutungsstörungen vorliegen1, treten häufig auch Mischformen auf.

Diabetische Fusswunden Risikofaktoren

Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko für diabetische Fusswunden, dazu zählen:

  • Schlechte Blutzuckereinstellung
  • Höheres Lebensalter
  • Diabetesdauer
  • Nervenschäden in den Füssen
  • Durchblutungsstörungen in den Füssen
  • Ungeeignetes Schuhwerk
  • Verformungen des Fusses bzw. der Zehen (z. B. Krallenzehen)
  • Hornhautschwielen
  • Eingeschränktes Sehvermögen
  • Vorangegangene Fusswunden und Amputationen

Diabetischer Fuss: Hilfreiche Tipps

Die Füsse täglich gründlich kontrollieren
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Die Füsse täglich gründlich kontrollieren

Menschen mit Diabetes müssen ihre Füsse gut im Auge behalten. Denn nur durch eine tägliche Selbstkontrolle können Veränderungen, die behandelt werden müssen, frühzeitig erkannt werden. Am besten, Sie reservieren jeden Morgen oder Abend etwas Zeit für Ihren Fuss-Check: Achten Sie bei Ihrem Fuss-Check darauf, dass Sie gutes Licht haben und verwenden Sie immer einen Spiegel, damit Sie auch die Fusssohle gründlich begutachten können. Denken Sie auch daran, zwischen den Zehen nachzusehen. Wenn Sie Veränderungen bemerken, sollten Sie umgehend Ihren Arzt aufsuchen. Das gilt insbesondere dann, wenn Sie Druckstellen, Blasen, Einrisse, Hornhautschwielen, rote Stellen oder Anzeichen für Fuss- oder Nagelpilz entdecken. Wenn Sie gestolpert sind oder den Fuss angeschlagen haben, ist es ratsam, immer sofort zu prüfen, ob es zu einer Verletzung gekommen ist.

Wichtig:Wichtig:

Bitten Sie jemanden um Hilfe, wenn Sie selbst Ihre Füsse nicht mehr gründlich genug kontrollieren können – zum Beispiel, weil Sie nicht mehr so beweglich sind oder das Sehvermögen nachlässt.

Alarmzeichen ernst nehmen
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Alarmzeichen ernst nehmen

Brennen und Kribbeln in den Füssen („Ameisenlaufen“) können darauf hindeuten, dass es aufgrund des erhöhten Blutzuckerspiegels bereits zu Nervenschädigungen in den Beinen gekommen ist. Diese führen dazu, dass auch das Schmerzempfinden sinkt und man Temperaturen nicht mehr richtig wahrnimmt. Die Folge: Egal, ob ein Steinchen im Schuh oder eine zu heisse Wärmflasche im Bett – was wehtun sollte, tut nicht mehr weh. Und das kann fatale Auswirkungen haben.

Umso wichtiger ist es, frühzeitig gegen die Empfindungsstörungen aktiv zu werden. Falls Sie selbst solche Symptome bei sich bemerken, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt.

Das richtige Schuhwerk
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Das richtige Schuhwerk

Was kaum einer weiss: Zu enge oder schlecht sitzende Schuhe gehören zu den Hauptauslösern von Fussverletzungen bei Diabetikern. Druckstellen oder kleinste Einrisse können dazu führen, dass schlecht heilende Wunden entstehen, die sich zu tiefen Geschwüren auswachsen können. Deshalb ist es wichtig, schon beim Schuhkauf einige wichtige Punkte zu beachten:

  • Probieren Sie die Schuhe nicht morgens, sondern erst am Spätnachmittag oder Abend an. Denn über den Tag hinweg schwellen die Füsse an.
  • Achten Sie darauf, dass die Schuhe wirklich gut passen und lassen Sie sich von einem Fachmann beraten. Nicht geeignet sind z. B. Stiefel zum Schlüpfen, hohe Absätze oder Zehensandalen.
  • Die Schuhe sollten eine dicke, flexible Sohle haben. Ausserdem sollten sie vorne und hinten geschlossen sein.
  • Überprüfen Sie mit der Hand, ob Sie scheuernde Nähte oder Unebenheiten ertasten können.

Grundsätzlich gilt: Vor jedem Anziehen sollten Sie Ihre Schuhe mit der Hand auf Fremdkörper (z. B. Steinchen) oder Unebenheiten (z. B. raue Stellen, verrutschte Einlegesohle) untersuchen.

Falls der Arzt einen sogenannten Risikofuss feststellt, werden in der Regel spezielle Diabetesschuhe empfohlen. Bei Fehlstellungen der Füsse helfen orthopädische Massschuhe bzw. Einlagen, Probleme zu vermeiden.

Sorgfältige Fuss– und Nagelpflege
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Sorgfältige Fuss– und Nagelpflege

Bei der Pflege von Füssen und Nägeln müssen Menschen mit Diabetes äusserst vorsichtig vorgehen. Liegt bereits eine Nervenschädigung vor, sollten Sie die fachgerechte Hilfe eines Podologen (medizinischer Fusspfleger) in Anspruch nehmen. Denn schon kleinste Verletzungen können schwerwiegende Folgen haben. Scharfe oder spitze „Werkzeuge“ wie Schere, Nagelknipser oder Zangen sind tabu. Die Nägel sollten nur mit einer Sandpapierfeile vorsichtig gekürzt werden. Ausserdem muss die Hornhaut regelmässig (aber vorsichtig!) entfernt werden. Ein kurzes Fussbad hilft, die Hornhaut etwas aufzuweichen – vorher aber bitte die Temperatur mit einem Thermometer kontrollieren (ideal sind 30 bis 35 °C). Zum Abrubbeln der Hornhaut wird ein Bimsstein empfohlen.

Wichtig:Wichtig:

Hühneraugen, Warzen und eingewachsene Zehennägel sind Anlass für einen Arztbesuch und sollten auf keinen Fall in Eigenregie behandelt werden. Das gleiche gilt bei Verdacht auf eine Pilzinfektion der Haut oder der Nägel.

Weitere Tipps zum Thema diabetische Fusspflege

Socken und Strümpfe
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Socken und Strümpfe

Wechseln Sie täglich Ihre Socken und Strümpfe und achten Sie darauf, dass das Material möglichst heiss gewaschen werden kann. So können Sie Fuss- und Nagelpilzinfektionen vorbeugen. Das Bündchen darf ausserdem nicht zu eng sein, ansonsten schnürt es die Haut ein. Vorsicht: Auch gestopfte Strümpfe können dazu führen, dass die Haut aufgescheuert wird oder Druckstellen entstehen.

Extra-Tipp: Es gibt spezielle Socken für Diabetiker, die nicht einschneiden, nicht verrutschen und keine drückenden Nähte aufweisen. Sie sind aus atmungsaktivem Material und gut hautverträglich.

Nicht barfuss laufen
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Nicht barfuss laufen

Egal ob draussen oder drinnen: Tragen Sie immer Schuhe. Zu gross ist die Gefahr, dass Sie sich durch Kiesel, Splitter oder Ähnliches verletzen. Womöglich bemerken Sie feine Einrisse oder andere kleine Wunden gar nicht. Bleiben diese unbehandelt, können sich schlecht heilende Geschwüre entwickeln. Daher gilt grundsätzlich die Devise: Schützen Sie Ihre Füsse immer durch gut sitzende Schuhe, auch zu Hause, im Schwimmbad oder am Strand.

Fussgymnastik fördert die Durchblutung
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Fussgymnastik fördert die Durchblutung

Ist der Blutzuckerspiegel über längere Zeit schlecht eingestellt, kommt es häufig auch zu Durchblutungsstörungen in den Beinen. Spezielle Gymnastikübungen können den Blutfluss in den Beinen anregen und die Muskulatur stärken. Dazu muss man nicht gleich ins Fitness-Studio gehen, man kann auch ganz einfach zu Hause trainieren.

Fussgymnastik für Diabetiker

Regelmässige Kontrollen beim Arzt
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Regelmässige Kontrollen beim Arzt

Die regelmässigen Routineuntersuchungen bei Ihrem Arzt gehören zu den wichtigen Basismassnahmen, um diabetische Fusswunden und andere Folgeerkrankungen zu vermeiden. Der Arzt überprüft zum Beispiel, ob Ihr Blutzucker noch gut eingestellt und der Blutdruck in Ordnung ist. Durch spezielle Untersuchungen können auch diabetische Nervenschädigungen festgestellt werden. Liegen Probleme mit den Füssen vor, kann Ihr Arzt Sie zu einem Spezialisten überweisen.

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Quellen:
1 Das diabetische Fusssyndrom. R. Lobmann. J KLIN ENDOKRINOL STOFFW 2013; 6 (2).